D’Windacher G’schicht 9

450 Jahre Schloss Windach

Vom Hofmarkschloss zum Bürgerbüro

Im Jahr 1558 erwarb der Augsburger Carl Wolfgang Rehlinger die Hofmark Windach. Zehn Jahre später erbaute er das Schloss in Unterwindach. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein war es der Sitz der Hofmarksherren. Seit 40 Jahren beherbergt es nunmehr das Rathaus mitsamt Bürgerbüro.

Das Schloss und seine interessante Geschichte stand deshalb im Mittelpunkt der neunten Folge aus der Vortragsreihe „D’Windacher G’schicht“, die der Veteranen- und Kameradenverein Windach-Hechenwang kürzlich im Windacher Pfarrsaal veranstaltete.

Kupferstich von Michael Wening aus dem Jahr 1701.

Der Vereinsvorsitzende Manfred Stagl konnte unter den zahlreichen Gästen auch einige Personen begrüßen, die noch in dem Schloss gewohnt hatten. Anschließend beleuchtete er in einem kurzweiligen, mit vielen Fotos und einem Filmbeitrag angereicherten Vortrag die 450-jährige Geschichte des Schlosses. Unterstützt wurde er dabei durch seinen Vereinskollegen Gerhard Heininger, zugleich ehrenamtlicher Archivar der Verwaltungsgemeinschaft Windach, der die Recherchen für den Vortrag durchführte. Aus zahlreichen Quellen kamen viele, bisher noch unbekannte Informationen zum Vorschein.

So wurde Windach im Dreißigjährigen Krieg weitgehend verschont, weil der damalige Schlossbesitzer Wilhelm Rupert von Füll einen erheblichen Teil seines Vermögens für eine „salva guardia“ (Schutzgeldzahlung) an die angreifenden Schweden bezahlte. Ein anderer Eigentümer des Schlosses (Franz Xaver von Riedheim) war am 18. Januar 1871 bei der Kaiserkrönung von Wilhelm I. im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles dabei. Überraschend war auch, dass ein Verwalter des Windacher Schlossgutes (Karl Graf Fischler von Treuberg) ein Urenkel des ersten brasilianischen Kaisers Dom Pedro I. (1822 bis 1831) war. Und nicht zuletzt wohnte der frühere Bundesbildungsminister (1972 bis 1974) und Erste Bürgermeister von Hamburg (1981 bis 1988) Klaus von Dohnanyi mit Bruder und Mutter kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Schloss. Zusammen mit seinem Bruder machte er im Jahr 1946 Abitur in St. Ottilien.

Carl Wolfgang Rehlinger errichtete im Jahr 1568 in Unterwindach ein Schloss. 1596 verkaufte er Schloss und Hofmark Windach an Franz Füll, einen der reichsten Münchener Bürger der damaligen Zeit.

1610 wurde Franz Füll in den Adelsstand erhoben. Als im Jahr 1825 mit Ferdinand von Füll der letzte männliche Nachkomme starb, erbte Max Joseph von Pfetten Schloss und Hofmark Windach. Max Joseph nannte sich fortan von Pfetten-Füll. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss umgebaut und um ein Stockwerk erhöht. Als auch die Pfetten-Füll’s 1886 ausstarben, begann die Zeit, in der die Besitzer des Schlosses häufig wechselten. Acht Besitzerwechsel waren in den kommenden 45 Jahren zu verzeichnen, bis es August und Theodora Popp Ende 1929 erwarben.

Sie kauften das Schloss mit den landwirtschaftlichen Gebäuden, welche sie zu Werkstätten umbauten. Um 1935 begann die Busproduktion. Durchschnittlich zwei „maßgeschneiderte“ Omnibusse pro Monat wurden bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges gefertigt. 1951 verlagerte Popp den Autohandel nach Landsberg. In Windach verblieb nur noch die Reparaturwerkstätte. 1978 verkaufte Edeltraud Schweyer, die Tochter von August und Theodora Popp, das Schloss an die Gemeinde Windach. Seither beherbergt es das Rathaus der Verwaltungsgemeinschaft.

Nach der Geschichte des Schlosses präsentierte Manfred Stagl unter dem Motto „Wenn das Schloss Augen und Ohren hätte“ Fotos von Ereignissen, die um das Schloss herum stattfanden.

Dieser Vortrag wird in wesentlich ausführlicherer Form als Ausgabe 10 der „Schriften des Archivs der Verwaltungsgemeinschaft Windach“ veröffentlicht und erscheint am 14. Juli 2018. An diesem Tag findet eine Festveranstaltung anlässlich „450 Jahre Schloss und 40 Jahre Verwaltungsgemeinschaft Windach“ statt.

Im Anschluss an den Vortrag erschien die Ausgabe 9 dieser Schriftenreihe mit dem Thema „Die Geschichte der Firma August Popp“.

Fotos

Hier geht es zu den Fotos.

Presseecho

Landsberger Tagblatt vom 20. April 2018.