Die Geschichte des Steinebacher Lehrers Martin Forster

Abgeschossen über dem Ärmelkanal

Der November ist mit Allerheiligen und Allerseelen als kirchliche Tage des Gedenkens und dem Volkstrauertag als staatlichem Gedenktag ein Monat, in dem der Tod im Mittelpunkt steht.

Vor 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg. Mit diesem Thema setzte sich auch der Veteranen- und Kameradenverein Windach-Hechenwang auseinander.

Daraus ergab sich die Geschichte des Steinebacher Lehrers Martin Forster, die Vereinsvorstand Manfred Stagl unterstützt von Recherchen des Vereinsmitglieds und Gemeindearchivars Gerhard Heininger bei der Generalversammlung des Vereins vortrug:

Martin Forster wurde am 4. Juni 1906 in Frankfurt am Main als Sohn des Schriftstellers Georg Forster und seiner Ehefrau Berta, geb. Kriechbauer, geboren. Unmittelbar nach der Geburt trennte sich Berta Forster von ihrem Mann und zog mit Sohn Martin ins Elternhaus nach Dachau. Dort verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Schneiderin.

Martin Forster mit seiner Mutter.

Anfang 1908 zogen Mutter und Sohn – auf ein Zeitungsinserat hin – zu dem Privatier Franz Roming in Steinebach (Windach), damals noch Gemeinde Hechenwang. Sie führte ihm dort den Haushalt.

Im Jahr 1911 wurde Martin Forster in Hechenwang eingeschult. Später kam er nach Freising ins Internat und anschließend in das Lehrerseminar nach Weilach (Kreis Schrobenhausen). Nach Beendigung der Seminarschule erhielt er 1927 seine erste Lehrerstelle in Egling an der Paar. Im Jahr 1929 kam er aushilfsweise zurück an seine Heimatschule Hechenwang.

Martin Forster.

1932 trat er eine Stelle als 2. Lehrer in Weilach an, welche er bis zu seiner Einberufung in die Wehrmacht im Jahr 1939 innehatte. Er kam zur Luftwaffenaufklärung an den neu errichteten Luftwaffenstützpunkt Münster-Handorf. Dort wurde er eingesetzt zur Sicherung der deutschen Westgrenze. Von Mai bis Juni 1940 nahm er am Durchbruch zum Ärmelkanal und an der Schlacht in Flandern und in Artois teil.

Am 24. Juli 1940 kehrte er von einem Feindflug als Aufklärer im Ärmelkanal zwischen Brüssel und London nicht mehr zurück.

Berta Forster hoffte, dass sich ihr Sohn in englischer Gefangenschaft befand. Vergeblich versuchte sie, über das Oberkommando der Wehrmacht Auskunft über den Verbleib ihres Sohnes zu erhalten. Auch eine Vermisstensuche über das Internationale Rote Kreuz verlief ergebnislos.

Am 14. Februar 1941 wurde in Pforzheim Martin Piper geboren, der Sohn von Julia Pieper und dem vermissten Martin Forster. Da die Kindsmutter Medizin studierte und nebenbei als Rotkreuzschwester und Flakhelferin tätig war, gab sie den Sohn zur Großmutter Berta Forster nach Steinebach, die bis dahin von der Existenz ihres Enkels nichts wusste.

1942 wurde Martin Forster rückwirkend vom Feldwebel zum Leutnant befördert. Ein Jahr später erfolgte die nachträgliche Heirat von Julia Pieper mit dem vermissten Martin Forster und die Namensänderung für den Sohn. Zwei Staffelkameraden von Martin Forster waren Trauzeugen bei dieser “Kriegsheirat”. Sie gaben an, dass das Flugzeug von ihm am 24. Juli 1940 aus dem Verband abgeschossen wurde und im Kanal versank. Eine sofortige Nachsuche blieb erfolglos.

Sterbebild Martin Forster.

Im Jahr 1948 wurde Martin Forster offiziell für tot erklärt.