D’Windacher G’schicht 10

Mensch und Moor

Torfabbau in Windach und Hechenwang

Torf war früher in der Windacher Gegend ein wichtiges Brennmaterial. Erst in den 1970er Jahren wurde die Torfgewinnung hier endgültig eingestellt. Öl hatte mittlerweile den Torf abgelöst. Die einzelnen Moorgebiete um Windach (die größten waren das „Große Mösel“ und das „Pflaumdorfer Moos“) ermöglichten es, sich den Brennstoff Torf nutzbar zu machen. Fast jeder Anwesensbesitzer hatte einen Torfstich.

Der Torfabbau in der Gegend um Windach und Hechenwang stand deshalb im Mittelpunkt der zehnten Folge aus der Vortragsreihe „D’Windacher G’schicht“, die der Veteranen- und Kameradenverein Windach-Hechenwang kürzlich im Windacher Pfarrsaal veranstaltete.

Der Vereinsvorsitzende Manfred Stagl konnte unter den zahlreichen Gästen auch einige Personen begrüßen, die den Torfabbau noch selbst miterlebt hatten. Anschließend beleuchtete er in einem kurzweiligen, mit vielen Fotos und einem Filmbeitrag angereicherten Vortrag verschiedene Aspekte der Torfnutzung. Unterstützt wurde er dabei durch seinen Vereinskollegen Gerhard Heininger, zugleich ehrenamtlicher Archivar der Verwaltungsgemeinschaft Windach, der die Recherchen für den Vortrag durchführte sowie durch Christian Schulz. Aus verschiedenen Quellen kamen einige, bisher noch unbekannte Informationen zum Vorschein.

Die Torfstiche in Windach und Hechenwang.

Wie aus einem Akt im Staatsarchiv München hervorgeht, wurden auf einer Moorwiese zwischen Hechenwang und Oberschondorf „seit 1838 jährlich 10.000 Stück lediglich zum eigenen Bedarfe gewonnen, was seinen Grund in der großen Entlegenheit derselben von den Haupt- u. Verbindungsstrassen und den deshalb ungünstigen Absatzlagen haben mag. Übrigens ist die Nachhaltigkeit diese Bank seiner ungenügenden Tiefe wegen nicht auf lange Zeit als ausreichend zu bezeichnen.“

Diese Quelle stellt die früheste Erwähnung des Torfabbaus um Windach und Hechenwang dar.

Bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es in Bayern die ersten industriell eingerichteten Torfwerke, z. B. das Bayerische Torfstreu- und Mullewerk Haspelmoor im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck. Den Höhepunkt erreichte der Torfabbau und die damit einhergehende planmäßige Umwandlung von Mooren in landwirtschaftliche Nutzflächen nach dem Ersten Weltkrieg.

Mithilfe von Kataster- und Vermessungsamtsunterlagen erläuterte Manfred Stagl exemplarisch die wechselvolle Geschichte eines Windacher Torfstiches. Anschließend erklärte er die einzelnen Arbeitsschritte des Torfabbaus. Zahlreiche Fotos machten diese Abläufe anschaulicher. Anhand von Fotos bzw. mitgebrachten Originalen erläuterte er die Verwendung der verschiedenen Torfwerkzeuge.

Es folgten persönliche Erinnerungen von Walter Graf aus Windach, welcher berichtete, dass er als Jugendlicher noch beim Torfstechen mithalf. Im Jahr 1961 hörte seine Familie mit dem Torfabbau auf, da die Heizung auf Öl umgestellt wurde. Heizöl kostete damals nur 4 Pfennig pro Liter. Einmal sind sie mit ihrem Fuhrwerk beim Abholen der Torfstücke im Moor steckengeblieben und mussten sich von einem anderen Bulldog herausziehen lassen. Da dieser Bulldog weiter wegbleiben musste, um nicht auch zu versinken, mussten erst im ganzen Ort Ketten zusammengesucht werden, um die notwendige Länge zu erhalten.

Erwin Fichtl aus Hechenwang erinnerte sich, dass er als Bub auf dem Weg zur Kirche nach Oberschondorf immer am Hechenwanger Torfstich vorbeiging und genau zählte, wie viele Torfhütten standen. Es entging ihm auch nicht, welcher Bauer fleißig und welcher weniger fleißig Torf gestochen hatte.

Anschließend wurde ein kurzer Film aus dem Jahr 1982 über das Torfstechen im Windacher Moos gezeigt.

Mit einer kurzen Betrachtung über die Heilwirkung des Moors, die 1957 im Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau gefundene Moorleiche Rosalinde und dem „Burgauer Torferlied“ klang die Veranstaltung aus.

Parallel gab es auch eine Ausstellung mit Gerätschaften, die beim Torfabbau Verwendung fanden. Eine ausführlichere Form dieses Vortrags erscheint im nächsten Jahr als eine weitere Ausgabe der „Schriften des Archivs der Verwaltungsgemeinschaft Windach“.

Die Akteure mit Gerätschaften, die beim Torfstechen verwendet wurden.
Von links: Gerhard Heininger, Erwin Fichtl, Walter Graf, Manfred Stagl.