Die Vorstandschaft des Veteranen- und Kameradenvereins Windach-Hechenwang hat im April diesen Jahres beschlossen, für interessierte Mitglieder Wanderungen, Kurzausflüge, leichte Berg- oder Radltouren zu organisieren. Und um unsere Heimat noch etwas näher kennenzulernen, gibt es auch immer einige Kurzinformationen zur jeweiligen Heimatgeschichte der Ausflugsziele.
Folgende Veteranenfreizeit hat im Oktober 2020 stattgefunden:
Nr. 23 – Radltour durch die Pfarreiengemeinschaft Teil II
Zum 1. September 2019 startete die neue Pfarreiengemeinschaft, die die Gemeinden Eching, Finning, Greifenberg und Windach umfasst. Am 20. September 2019 (Veteranenfreizeit Nr. 8) wurden bereits die Kirchen, Kapellen und Grotten im Bereich Oberwindach, Greifenberg, Beuern und Eching abgefahren. Jetzt galt es bei der zweiten Tour die kirchlichen Denkmäler in Unterwindach, Schöffelding, Unterfinning, Oberfinning und Entraching zu besichtigen.
Pfarrkirche Maria am Wege in Windach
An der Hauptkirche der neuen Pfarreiengemeinschaft „Maria am Wege“ wurde gestartet. Zwischen 1968 und 1971 wurde die Kirche unter der Planung von Prof. Josef Wiedemann errichtet. Die Grundsteinlegung fand am 23. November 1969 und die Einweihung durch Bischof Dr. Josef Stimpfle am 27. Juni 1971 statt. Die Kirche schaut nunmehr auch fast auf ein 50-jähriges Bestehen zurück, was im nächsten Jahr in Anwesenheit des jetzigen Bischofs Bertram Meier gefeiert werden soll.
Schlosskapelle Heilig Kreuz in Unterwindach
Heute nicht mehr vorhanden, aber auf einem Stich aus dem Jahre 1701 deutlich erkennbar, ist die Heilig-Kreuz-Kapelle des Schlosses von Windach. Es befand sich damals direkt oberhalb des Eingangstores zum Schloß und diente für die kleinen Gebete am Morgen oder am Abend. Die Messen fanden natürlich in der Dorfkirche statt, zu der es vor einigen hundert Jahren noch einen überdachten Übergang vom Schloß aus gab.
Kirche St. Peter und Paul in Unterwindach
Besichtigt werden durfte wieder einmal Windachs ehemalige Pfarrkirche St. Peter und Paul. In ihren Anfangstagen lautete die Kirche noch auf ihren Namenspatron Hl. Sylvester. Unterwindachs Bürger wollten aber das Patrozinium nicht im Winter an Silvester feiern, sondern im Sommer, weshalb es zur Umbenennung in Peter und Paul kam. Auf einem Bild an der Wand der ersten Empore sind noch alle drei Namensgeber (Sylvester, Peter und Paul) mit der Muttergottes dargestellt.
Kapelle Maria am Wege (Uhlkapelle) in Unterwindach
Diese Kapelle war eigentlich die Namensgeberin für die heutige Pfarrkirche. Ganz früher war es eine Holzkapelle, in der auch die Totenbretter der Gemeinde aufbewahrt wurden. Anfang der 1960er Jahre errichten die Schwiegersöhne der Uhl-Familie, Mayr und Kreitner, eine Steinkapelle, die mittlerweile auch schon mehrere schwere Stürme überlebt hat.
Mariengrotte Schöffelding
Unter einer stattlichen Buche fand 1989 die Mariengrotte einen neuen Platz. Zuvor war sie im Pfarrhof untergebracht. Aber nach dessen Renovierung errichtete der Orts- und Verschönerungsverein Schöffelding eine kleine Kapelle, in der die Mariengrotte eine neue Heimat fand.
Pfarrkirche St. Urban Schöffelding
Die Pfarrei Schöffelding ist eine uralte Pfarrei. Bereits 1285 wird sie erwähnt (im Vergleich zu Windach, welches erst seit 1886 eine eigene Pfarrei ist). Die Kirche St. Urban ist nach einem Bischof von Rom (der zugleich Papst war), dem Hl. Urban benannt. Er war von 222 bis 230 Oberhaupt der Kirche. Pfarrer Peter Endres war der letzte Pfarrherr in Schöffelding. Von 1915 bis zu seinem Tod am 4. Juli 1956 war er ein hoch angesehener Geistlicher in Schöffelding. Nach seinem Tode wurde die Pfarrei von Windach aus mitbetreut.
Pfarrkirche zur Schmerzhaften Mutter Gottes in Unterfinning
Erstmals erwähnt wird die Kirche bereits im 12. Jahrhundert. Die Pfarrei gehörte bis zur Säkularisation zum Kloster Benediktbeuern. Im Mittelpunkt steht die Mutter Gottes am Fuße des Kreuzes ihres Sohnes. An der Decke sind die Lebensstationen von Maria wiedergegeben: die Geburt Mariens, Maria Tempelgang, Mariä Verkündigung, Heimsuchung Marias und Mariä Himmelfahrt.
Mariengrotte Unterfinning
In Privatbesitz befindet sich die idyllisch nahe des Flüsschens Windach gelegene Mariengrotte von Finning. Sie erinnert an die Lourdesgrotte in Frankreich und ist Ziel vieler Spaziergänger. Auch die benachbarten Galloway-Rinder staunten ob der großen Radlertruppe.
Willibaldskapelle in Unterfinning
Es gibt unterschiedliche Angaben über das Baujahr: einmal 1657, dann 1676. Wie auch immer. So alt wie die Kapelle sind auch die sie umgebenden Linden. Am 7. Juli findet jährlich der sogenannte Willibaldsritt um die Kapelle statt, wo Pferdeliebhaber aus der ganzen Umgebung zusammenkommen und ihre Tiere segnen lassen. Willibald soll ja auch gerade vor Tierseuchen schützen. Auch die Geschwister des Heiligen Willibald waren Heilige: die Hl. Walburga und der Hl. Wunibald. Alle drei stammten aus England.
Kirche Heilig Kreuz in Oberfinning
Die Kirche beherbergt viele Kunstschätze von Lorenz Luidl (geb. 1645 in Mering, gest. 1719 in Landsberg) und dessen Sohn Johann Luidl (geb. 1686 in Landsberg, gest. 1765 in Landsberg). Das bedeutendste Kunstwerk ist wohl das ca. 5 Meter hohe Kruzifix mit der Mater Dolorosa zu Füßen (geschaffen von Johann Luidl). Das Altarbild zeigt Jesus am Kreuz mit seiner Mutter Maria, Maria Magdalena und seinem Lieblingsjünger Johannes.
St. Sebastians-Kapelle Oberfinning
Der Hl. Sebastian war eigentlich ein römischer Soldat, Chef der Prätorianer in der Zeit von Kaiser Diokletian. Weil er jedoch Christen unterstützte, ließ ihn der Kaiser durch seine numidischen Bogenschützen ermorden, so glaubte man zumindest. Sebastian hat überlebt und wurde von der Hl. Irene gesund gepflegt. So ging er nochmals zu Diokletian, um für die Christen einzutreten. Dieser ließ ihn nun im Circus erschlagen, warf die Leiche in die Cloaca Maxima. Anhänger holten ihn jedoch zu sich und bestatteten ihn in den Katakomben – Die Legende zur Sebastians-Kapelle.
Hartkapelle Oberfinning
Versteckt im Wald in der Nähe des Windachspeichers findet sich diese kleine, einfach gestaltete Kapelle. Sie wurde wohl 1753 errichtet. Im Juli 1882 gab es jedoch eine unschöne Begebenheit: Der damalige Bürgermeister von Pflugdorf, Andreas Koppold, besuchte die Hartkapelle zum Gebet. Durch welches Ereignis auch immer: Andreas Koppold verstarb an Ort und Stelle in der kleinen Kapelle.
St. Johann auf der Bergerin bei Entraching (heute Dettenschwanger Flur)
Etwa drei Kilometer von Entraching Richtung Dießen entfernt befand sich vor einigen hundert Jahren die Kapelle St. Johann. Heute lässt sich ihr genauer Standort im dichten Wald nur vermuten. Früher stand die Kapelle auf dem Höhepunkt einer freien Wiese (der Bergerin). Die Bewohner vieler umliegenden Gemeinden kamen dorthin, um vor allem am 24. Juni, dem Patrozinium, den dort jährlich stattfindenden Kram-, Gabel-, Rechen- und Sensenmarkt zu besuchen. Junge Männer schossen jedoch am 24. Juni 1767 weit über das Ziel hinaus. Es kam zu einer riesigen Schlägerei von Burschen des Landgerichts Landsberg, von Utting, vom Markt Dießen und auch von der Hofmark Windach. Von der Kapelle ist heute nichts mehr zu sehen.
Pfarrkirche St. Jakob maj. in Entraching
Die Abkürzung m. oder maj. zeigt, dass hier der ältere Apostel namens Jakob gemeint ist. Er ist Namensgeber der Kirche, deren älteste Spuren bis 1393 zurückgehen. 1730 wurde der gotische Turm abgerissen und neu gebaut. Jakob der Ältere ist im Übrigen der Legende nach auch derjenige, der in Santiago de Compostella beerdigt wurde und zu dem sich heute tausende von Pilgern auf den Jakobswegen begeben.
Brenner-Kapelle Entraching
Noch nicht fertiggestellt (sie befindet sich im Rohbau) ist eine Privatkapelle an der Straße Utting-Hofstetten in Entraching. Sie wird in Erinnerung an den vor einigen Jahren verstorbenen Firmenchef Wolfgang Brenner errichtet.
Stele am Eichenhof Unterfinning
Vom Windacher Künstler Franz Hämmerle, der selbst bei der Radltour dabei war, stammt eine große Stele, die sich südlich am Eichenhof befindet. Sie zeigt den 1947 heiliggesprochenen Schweizer Nikolaus von der Flüe (1417 bis 1487), seine Frau Dorothee und zwei seiner insgesamt zehn Kinder. Er ist einer der großen Asketen und Einsiedler. In den letzten 19 Lebensjahren soll er außer der Heiligen Kommunion und Wasser nichts zu sich genommen haben. Worte des Hl. Nikolaus von der Flüe sind im Sockel eingraviert.
Götzfried-Kreuz Dürrhansl
Früher stand dieses Kreuz (davon gibt es noch Fotographien) am Zusammenlauf zweier Wege, die von Windach nach Eresing führten. Es befand sich auf der Götzfried-Flur. Als der Grund verkauft wurde und das Kreuz (jenseits der Autobahn Richtung Eresing) nicht mehr gewünscht war, wurde es unter Mithilfe des Obst- und Gartenbauvereins nach Dürrhansl umgesetzt.
Franziskus-Kapelle Steinebach
Im Jahre 2019 fand hier ja aus Anlass des 400-jährigen Bestehens der Kapelle ein großes Fest mit über 300 Besuchern statt. 1619 wurde die Kapelle von Melchior Michl vom Hansbauern, Georg Michel vom Hansschneider-Bauern, Joachim Michl vom Bedlbauern und Hans Scheffler vom Hansualahof errichtet. Wohl geschah dies auch zu Ehren von Johannes Michel, der 1590 in Steinebach geboren wurde und später von 1618 bis 1673, also 55 Jahre lang Pfarrer von Unterhausen bei Weilheim war.
Pfarrwiddum beim Göllehof in Oberwindach
Zum Abschluss der Tour gab es noch eine Information zu einer ebenfalls nicht mehr bestehenden Kapelle. Es gibt noch einen Plan vom Hirschauer-Anwesen in Oberwindach, auf dem eine Kapelle eingezeichnet ist. Später wurde daraus ein Backhaus. In alten Unterlagen des Klosters Dießen werden tatsächlich Begriffe wie widem, widemhof oder widenpaur verwendet. Der Hof (späterer Göllehof, heutiges Hirschauer-Anwesen) kann also durchaus ein Pfarrwiddum gewesen sein, also ein dem örtlichen Geistlichen überlassener Hof zu dessen eigenen Lebensunterhalt. Und vielleicht gab es dort tatsächlich eine Kapelle.
Damit haben die Teilnehmer von Tour 1 im letzten Jahr und Tour 2 heuer nun wohl alle wesentlichen Gotteshäuser, Kapellen und kirchlichen Kleinode kennengelernt.