300 Jahre St. Martin in Hechenwang
Im Jahr 1719 wurde die St.-Martinskirche in Hechenwang fertiggestellt. Eine Tafel im Giebel der Sakristei zeigt dies an.
Die Kirchenverwaltung Hechenwang um Kirchenpfleger Stefan Pianski, Max Steer, Artur Seewald, Erwin Fichtl und Pfarrer Markus Willig wollte dieses Jubiläum am Sonntag, den 15. September gebührend feiern. Unterstützt wurden sie hierbei von mehreren örtlichen Vereinen und Privatpersonen.
Um 9:30 Uhr startete der Zug zur Kirche, angeführt von der Musikkapelle Windach. Um 10 Uhr begann der Festgottesdienst mit Hauptzelebrant Domkapitular Monsignore Harald Heinrich sowie Pfarrer Markus Willig und Vorvorgänger Willi Berchtold, der im Zeichen des Hl. Martin stand, des Patrons der Kirche. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Solisten Magdalena Wasmer und Christoph Seidel (Gesang), Carmen Lehner (Querflöte), Marco Mühlbauer (Trompete) und Maria Dörner (Orgel).
Der Hl. Martin und die Hechenwanger Kirche standen dann im Mittelpunkt der Predigt von Monsignore Heinrich: „Manchmal lohnt es sich, die Frage zu stellen: Was wäre wenn? Würde etwas fehlen, wenn es die St. Martinskirche in Hechenwang nicht geben würde? Dieser Tag beantwortet die Frage. St. Martin ist aber nicht nur ein denkmalgeschütztes Bauwerk, sondern geht weit über das Sichtbare hinaus. St. Martin ist ein Raum, wo Menschen Gott begegnen. Sie dürfen stolz sein auf Ihre Kirche in Hechenwang.”
Anschließend stimmte die Kirchengemeinde ein Martins-Lied an.
Nach dem Festgottesdienst zogen die Vereine und die Kirchengemeinde zum Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen zum Gasthof Saxenhammer.
Dort beleuchtete Manfred Stagl, der Vorsitzende des Veteranen- und Kameradenvereins Windach-Hechenwang, die Geschichte von Hechenwang und der St.-Martinskirche. Die Recherchen führte Gerhard Heininger (ehrenamtlicher Archivar der Verwaltungsgemeinschaft Windach) durch.
Hechenwang wurde um 1173 zum ersten Mal erwähnt, als ein Marchward und Bertold von “Hoheinwanc” als Zeuge auftreten. Eine Sage berichtet über die Gründung von Hechenwang und der Martinskirche: Einst verirrte sich Ritter Helmburg beim Jagen und geriet in Todesangst, weil er von einer Horde Wildschweine umringt wurde. Er gelobte, im Falle seiner Rettung im Wald eine Klause zu bauen. Aus der Klause wurde später das Gotteshaus und drumherum entstand das Dörflein Helmwang, später Höchenwang und nun Hechenwang genannt.
Am 9. März 1822 äscherte ein großer Ortsbrand fast die ganze nördliche Häuserzeile der Dorfstraße von Hechenwang ein. Beinahe wäre auch die Kirche diesem Unglück zum Opfer gefallen. Alle zehn abgebrannten Häuser waren aus Holz, die meisten hatten noch ein Strohdach. Die Bäuerin Maria Kölbl verbrannte im Kindbett.
Hechenwang war bis vor 150 Jahren die reichste Kirche im Landgericht Landsberg, da sie aus vielen Anwesen Zehent und Abgaben bezog. Somit konnte in Hechenwang ein beträchtliches Kirchenvermögen aufgebaut werden. Denn, anders als an Pfarrorten, mussten diese Einnahmen nicht zum Lebensunterhalt eines eigenen Pfarrers verwendet werden.
Das Martinspatronat deutet darauf hin, dass in Hechenwang schon sehr lange eine Kirche bestand. Der bekannte Wessobrunner Baumeister Joseph Schmuzer begann mit dem heutigen Bau vor über 300 Jahren. Die Fertigstellung erfolgte in drei Etappen: 1704 (Chor), 1714 (Langhaus) und 1719 (Turm).
Die Kirche hatte ursprünglich eine Doppelzwiebel. Als nach dem Brand im Jahr 1822 der Turm neu aufgebaut werden musste, schrieben die Behörden vor, dass ein Spitzturm errichtet wurde, da in der damaligen Zeit Zwiebelhauben als sogenannte “Welsche Hauben” verpönt waren.
Als Mitte der 1970er Jahre eine größere Restaurierung anstand, entdeckte Pfarrer Heinrich Winterholler im Staatsarchiv München eine Skizze der ehemaligen Doppelzwiebel. Unter der Planung von Erwin Fichtl wurde der Turm wieder in der ursprünglichen Form erstellt.
Seither fällt wieder die Kirche und ihr 59 Meter hoher Turm mit der markanten Doppelzwiebel in den Blick, egal aus welcher Himmelsrichtung man sich Hechenwang nähert.
Nach dem Vortrag wurde eine 96-seitige Broschüre “St. Martin in Hechenwang – Eine Kirche und ihre Geschichte” verteilt, die als Ausgabe 11 in der Reihe „Schriften des Archivs der Verwaltungsgemeinschaft Windach“ erschien. Diese Broschüre liegt kostenlos im Bürgerbüro der VG Windach auf.
Für die musikalische Umrahmung des Nachmittags sorgte “Windig’s Blech”, sechs Musiker der Musikkapelle Windach.
Die Feier fand bei besten äußeren Bedingungen statt. Das schöne Wetter und 200 Gäste sorgten für ein Fest, das den Hechenwangern noch lange in Erinnerung bleiben wird.